Rohinton Mistry: Das Gleichgewicht der Welt

Die Geschichte spielt in Indien. Im Mittelpunkt stehen Dina, Maneck, Ishvar und Om, die aus völlig unterschiedlichen Schichten und Gegenden kommen, deren Lebenswege sich dann aber kreuzen und schließlich wieder verlieren.

Dina ist Tochter aus gutem Hause, widersetzt sich aber nach dem frühen Tod ihres Vaters dem Drängen ihres älteren Bruders, sich standesgemäß verheiraten zu lassen. Sie zieht ein ärmeres Leben mit dem Mann ihrer Wahl vor. Doch Dinas Mann verunglückt und Dina ist auf sich allein gestellt, da sie es auch jetzt ablehnt, sich von ihrem Bruder aushalten zu lassen. Sie schlägt sich mit diversen Gelegenheitsarbeiten durch und lernt Schneidern. Die Schneiderei wird schliesslich ihr Haupterwerb. Wegen Augenproblemen kann sie diesen Beruf aber nach einigen Jahren auch nicht mehr ausüben. Eine Freundin stellt den Kontakt zu einer Exportfirma her, die Schneiderarbeiten an Unterauftragnehmer vergibt. Dina macht sich auf die Suche nach Schneidern, die für sie arbeiten, und findet diese schließlich in Ishvar und Om.

Ishvar ist Om's Onkel. Die beiden sich auf dem Land aufgewachsen und entstammen der Kaste der Gerber. Ishvars Vater hat, getrieben durch unerträgliche Kastendiskriminierung, den Schritt gewagt und seine Soehne in die Stadt geschickt und dort das Schneiderhandwerk erlernen lassen. Ishvar bleibt nach der Lehre in der Stadt in der Werkstatt des Schneiders, Nayaran, sein Bruder, geht zurueck ins Heimatdorf und wird dort erfolgreich. Als er sich allerdings widersetzt, beim üblichen Wahlbetrug mitzumachen, der die unteren Kasten gänzlich entmündigt, wird er grausam ermordet. Om, Nayarans Sohn, geht dann zu seinem Onkel Ishvar.

Als die Schneiderwerkstatt wegen der Eröffnung eines Kaufhauses mit Konfektionskleidung kein Auskommen mehr bietet, ziehen Ishvar und Om in eine größere Stadt. Dort wohnen sie auf der Straße und in Slums. Schliesslich finden sie Arbeit bei Dina, was ihre Wohnsituation aber nicht verbessert.

Maneck waechst im Norden in den Bergen auf. Die Eltern haben einen Gemischtwarenladen und stellen ein Getränk her, dass Cola sehr ähnlich ist. Maneck mag den Laden sehr, sein Vater bietet ihm aber keine Entfaltungsmöglichkeiten und es kommt zu Konflikten. Als darüberhinaus eine Straße das Gebiet erschliesst, wird das Marken-Cola zur Konkurrenz, der Laden läuft nicht mehr so. Maneck wird aufs Internat und dann auf ein College geschickt. Maneck fuehlt sich abgeschoben. Die Zustände im Wohnheim des College sind übel. Eine Freundin der Familie vermittelt Maneck schliesslich an Dina als Untermieter.

Als es für die Schneider zu gefährlich wird, auf der Strasse zu uebernachten, läßt sie Dina schliesslich auf der Veranda schlafen und eine relativ glückliche gemeinsame Zeit beginnt. Weitere Schläge des Schicksals zerstreuen die Vier aber bald in alle Winde und das Leben wird nie mehr wie es war ...

Das Buch schildert das Leben der benachteiligten Menschen in Indien sehr anschaulich: die Grausamkeiten des Kastensystems, Terror durch Polizei und Sondereinheiten, Arbeitslager, Programme zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums, die von Geschäftemachern missbraucht werden und und und ... Manche Menschen werden damit fertig und finden immer wieder neuen Lebensmut, andere verzweifeln daran ...