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Peter Hoeg: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels
Aufgrund des Buchtitels und des Klappentextes hatte ich eigentlich mit einem Thriller oder Krimi gerechnet, aber das war das Buch dann nicht, zumindest nicht im üblichen Sinne. Es ist vielmehr die unter die Haut gehende Geschichte von heranwachsenden Menschen, die die Gesellschaft als 'Problemkinder' abgestempelt hat, sich zwar in durchaus guter Absicht um sie kümmern will, dies aber total schief geht und dies auf beiden Seiten zu Gewalt in vielerlei Gestalt führt.
Peter ist in Biehls Privatschule untergebracht. Er hat schon etliche andere Heime und Internate hinter sich. An der Schule herrscht ein Klima der Angst. Die Lehrer, besonders der Direktor Biehl, sind sehr autoritär, Schläge sind an der Tagesordnung. Peter fühlt sich hingezogen zu Katarina, sie beginnen, meist über kurze Nachrichten auf Zetteln, zu kommunizieren. Dann kommt August an die Schule, ein Junge mit vielen psychischen Problemen. Er bekommt starke Medikamente, schleicht sich aber trotzdem nachts in die Küche, um dort gerade so viel Gas aus dem Herd zu inhalieren, dass er einschlafen kann. Peter versucht, sich um ihn zu kümmern. Doch der Kontakt wird durch die Lehrer bald wieder unterbunden. Schliesslich fliehen die drei. Doch August kommt zu Tode. Katarina und Peter werden getrennt, Peter kommt in Isolation. Eine offizielle Untersuchung der Vorfälle bringt keine Entlastung für Peter. Er leidet sehr. August war für ihn wie ein Kind, zusammen mit Katarina war es wie eine Familie. Familie ist dann auch die Perspektive die ihn nicht mehr loslässt und ihn schließlich dazu bringt, einen Antrag auf seine Adoption zu stellen. Dies gelingt ihm schliesslich und er entrinnt auf diese Weise endlich dem staatlichen, totalitären Erziehungssystem.
Der letzte Teil des Buches beschäftigt sich dann im Rückblick mit den Ereignissen und philosophiert viel über die 'Zeit'. Es stellt sich heraus, dass August teil eines Projekts war. Es sollte der Versuch gemacht werden, schwierige Jugendliche in ganz 'normale' Schulen gehen zu lassen und nicht auszugrenzen. Ein guter Vorsatz, den auch Biehl unterstütz hat. Daher ist es so unverständlich, warum sein Verhalten gegenüber den Schülern so kontraproduktiv und das Leben der Kinder deshalb dauerhaft von Angst geprägt war.
Ein sehr intensives Buch, das offen läßt, ob es sich um autobiographische Erfahrung oder Fiktion handelt.
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